Springe zum Inhalt

Die Fragen schwirrten in ihrem Kopf und sie schämte sich nicht, sie zu stellen.

Denn sie sprossen aus ihr heraus, als könnte der Frühling nicht abwarten, seine Kinder zu begrüßen. Blume um Blume wuchs aus ihrem Herzen, blühte, wenn sie eine Antwort erhielt und fügte sich an das Meer aus Blüten, das nicht mal im Winter vertrocknen konnte, weil Informationen wie Wassertropfen und Sonnenstrahlen waren.

Und gleich wenn man eine Weitere erwartete, schon mit Gießkanne bereit stand, um sie am Leben zu erhalten, fing sie an zu lachen.

Laut und klar, ohne Versteckspiel.

Die lachenden Wellen und das Blubbern der Fragen ließen Schmetterlinge zurück, die vor Nasen flatterten und sich manchmal hinsetzten, einen Moment der Ruhe erzeugten, wo das Lachen ernst wurde. Als müsste sie sich voll und ganz darauf konzentrieren, was zu sagen, was ehrlich und aufrecht war, damit die Blüten und Flügel nicht brachen. Damit ihre Worte direkt waren und kein Unkraut erzeugen konnten, dass sich nicht entfernen ließ, weil man nicht dort ankam, wo es herkam.

Und deshalb fuhren die Klänge dann wieder Karussell, vermischten sich mit ihrem Kopf, der sich nicht schämte und die Schmetterlinge flogen in Bögen, aus Freude, eine Seele gefunden zu haben, auf die sie sich setzen konnten.

Anna Leah Bolln

dunkle Augen,
helles Herz,
leuchtende Ausstrahlung
füllt den ganzen Raum,
Bringt dich zum reden,
hört zu,
redet wenig,
voller Kopf,
scheint soviel sagen zu wollen,
geheimnisvoll,
offenes Herz,
offen für was anderes
und trotzdem ein Lächeln auf den Lippen,
direkter Blick
doch wirkt verlorend,
trotzdem da
trotzdem lebendig.
versteck dich nicht,
geh einen Schritt nach vorn,
guck hoch
sag mir wer du bist.

Anne Benkowitz

Die Uhr steht auf dem Kopf. Hinten im Raum schwirrt eine Fliege fast lautlos und malt Kreise in die Luft. Sie bewegen sich nicht. Hinterm Fenster dämmert es schon, oder wieder oder immer noch während Tropfen in Zeitlupe an der Scheibe hinunterlaufen und Ihnen die Sicht nehmen. Ansonsten steht Alles in Reih und Glied. Die Möbel verteilen sich geordnet im Raum wie Soldaten auf ihren Positionen, die zögern loszuschlagen. Glatt und unverändert zeigt der Spiegel ihr Bild. Da sitzen sie stumm und jeder für sich auf Stühlen vor weißen Wänden, die nicht daran denken, farbig zu werden. Sie haben Pläne und Bücher, in denen sie diese sauber und der Reihe nach verzeichnen. Trotzdem haben sie nichts zu tun. Hin und wieder befreien sie sich aus der Starre und ihre Augen wandern rastlos im Raum herum, aber heften sich an kein Objekt. Sie wissen das würde noch eine Weile, eine lange oder kurze je nachdem, wie man es auffasst, so weitergehen. Bis zum nächsten Morgen auf jeden Fall. Dann wissen sie, wird es wieder hell und jemand pocht and die Tür und drängt sie dazu, aufzustehen. Dann stellen sie die Uhren wieder richtig herum auf und schmeißen die Fliege heraus. Bis dahin ist es egal. Es sollte immer egal sein finden sie. Sie warten.

Liv Andersson

Frühjahrskurs 2017, Anne Rupp

Stifte sind mein ewiger Begleiter, sind das, was immer für mich da gewesen ist, das, was eine Konstante gebildet hat.
Ich bezeichne mich gerne als jemanden, der nicht von Materiellem abhängig ist, aber ich bin ein Heuchler, denn eigentlich bin ich es sehr wohl.
Ohne Bücher – Notizbücher, sowie solche, die von anderen gefüllt worden sind – und Stifte wäre ich gar nichts; ich wäre nicht ich.
Ich blute Buchstaben, sie verbluten meinen Kopf, verstopfen meine Arterien und nehmen mir die Luft zum Atmen. Ohne Stifte gäbe es nichts, das mir meinen Atem zurück geben könnte, da wäre nichts, was mir helfen könnte, aus diesem Gefängnis aus Worten auszubrechen, einem Gefängnis, das ich selbst errichtet habe.
Worte wirken auf mich wie Sicherheit und Gefahr, sind Logik und Emotionen, Angst und Liebe.
Worte sind das, was mich am Leben hält, die Sätze geben meiner Existenz einen Sinn.
Schade nur, dass alles, was ich denke, schon gedacht, alles, was ich sage, schon gesagt, alles, was ich frage, schon gefragt, und alles, was ich schreibe, schon geschrieben worden ist.
Nichts von dem, was mir durch den Kopf geistert, ist mein geistiges Eigentum.
Mein Verstand ist ein einziges Plagiat.