Springe zum Inhalt

Leere. Mein Kopf, in dem sonst immer so viele Gedanken zugleich herumschwirren, ist vollkommen leer. Ich kann diesen Absatz zwölfmal lesen und ich weiß immer noch nicht, was er mir sagen möchte. Ja, ich verstehe, worum es im Groben geht, aber jetzt soll ich auch noch interpretieren. Ich blicke zu meiner Freundin. Nur ganz kurz, damit es nicht als »Täuschungsversuch« gesehen wird. Sie hat schon zwölf Seiten geschrieben. Zwölf Seiten! Und dabei hat sie nicht mal die Hälfte der Seite Rand gelassen, wie uns es unser Lehrer jedesmal sagt. Ich habe anderthalb Seiten. Und Hälfte Rand. Und nur die Inhaltszusammenfassung. Was will mir Goethe sagen? Mein Kopf ist absolut leer. Absolute Leere, absolute Stille, absolut nichts ist da drin. Vielleicht hätte ich doch die Transit Aufgabe nehmen sollen. Da komme ich wenigstens mit der Sprache besser klar.

...weiterlesen "»Funkstille« von Kathrine Rüdiger"

Jule holte ihr Handy aus der Tasche und überprüfte, ob sie an der richtigen Adresse waren. Sie sagte: »Wollen wir hier wirklich übernachten? Die nächste Adresse wäre nur drei Kilometer weiter.«

»Nein, wir übernachten jetzt hier!«, antwortete Laura.

Sie stiegen die Treppe in den ersten Stock herauf. Es roch nach Putzmittel und kaltem Schweiß und auf der zweiten Treppenstufe standen alte Bierflaschen. Durch die Tür hörte Jule klassische Musik. Sie klopfte. Ein Mann mit langen Haaren und Schnurrbart öffnete und starrte sie an, sagte aber nichts.

»Hallo… Wir sind hier zum Couchsurfen angemeldet.« (lange Pause)

»Ah … Okay.« 

»Wir möchten hier übernachten. Wir sind Couchsurfer.« (lange Pause)

»Dazu müsst ihr aber angemeldet sein.«

»Wir sind schon angemeldet.« Jule hatte jetzt lauter gesprochen.

»Ok, na gut«, sagte der Mann, drehte sich um und verschwand in der Wohnung. Sie guckten sich an. Jule zögerte kurz, folgte dem Mann dann aber doch durch den Flur. 

...weiterlesen "»Ankunft?« von Clara Paulick"