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Die Uhr steht auf dem Kopf. Hinten im Raum schwirrt eine Fliege fast lautlos und malt Kreise in die Luft. Sie bewegen sich nicht. Hinterm Fenster dämmert es schon, oder wieder oder immer noch während Tropfen in Zeitlupe an der Scheibe hinunterlaufen und Ihnen die Sicht nehmen. Ansonsten steht Alles in Reih und Glied. Die Möbel verteilen sich geordnet im Raum wie Soldaten auf ihren Positionen, die zögern loszuschlagen. Glatt und unverändert zeigt der Spiegel ihr Bild. Da sitzen sie stumm und jeder für sich auf Stühlen vor weißen Wänden, die nicht daran denken, farbig zu werden. Sie haben Pläne und Bücher, in denen sie diese sauber und der Reihe nach verzeichnen. Trotzdem haben sie nichts zu tun. Hin und wieder befreien sie sich aus der Starre und ihre Augen wandern rastlos im Raum herum, aber heften sich an kein Objekt. Sie wissen das würde noch eine Weile, eine lange oder kurze je nachdem, wie man es auffasst, so weitergehen. Bis zum nächsten Morgen auf jeden Fall. Dann wissen sie, wird es wieder hell und jemand pocht and die Tür und drängt sie dazu, aufzustehen. Dann stellen sie die Uhren wieder richtig herum auf und schmeißen die Fliege heraus. Bis dahin ist es egal. Es sollte immer egal sein finden sie. Sie warten.

Liv Andersson

Frühjahrskurs 2017, Anne Rupp

Stifte sind mein ewiger Begleiter, sind das, was immer für mich da gewesen ist, das, was eine Konstante gebildet hat.
Ich bezeichne mich gerne als jemanden, der nicht von Materiellem abhängig ist, aber ich bin ein Heuchler, denn eigentlich bin ich es sehr wohl.
Ohne Bücher – Notizbücher, sowie solche, die von anderen gefüllt worden sind – und Stifte wäre ich gar nichts; ich wäre nicht ich.
Ich blute Buchstaben, sie verbluten meinen Kopf, verstopfen meine Arterien und nehmen mir die Luft zum Atmen. Ohne Stifte gäbe es nichts, das mir meinen Atem zurück geben könnte, da wäre nichts, was mir helfen könnte, aus diesem Gefängnis aus Worten auszubrechen, einem Gefängnis, das ich selbst errichtet habe.
Worte wirken auf mich wie Sicherheit und Gefahr, sind Logik und Emotionen, Angst und Liebe.
Worte sind das, was mich am Leben hält, die Sätze geben meiner Existenz einen Sinn.
Schade nur, dass alles, was ich denke, schon gedacht, alles, was ich sage, schon gesagt, alles, was ich frage, schon gefragt, und alles, was ich schreibe, schon geschrieben worden ist.
Nichts von dem, was mir durch den Kopf geistert, ist mein geistiges Eigentum.
Mein Verstand ist ein einziges Plagiat.