Jetzt schläfst du mit ihr. Jetzt in diesem Moment fasst du sie am Handgelenk. Draußen peitscht der Regen in Intervallen von Elektrizität. Lärm. Das Donnern vermischt sich mit eurem Stöhnen, mit ihrem hitzigen Atem, der in Wellen aus ihren Lippen strömt, die Brise vom Vortag. Jetzt streckst du deine begierigen Finger aus, streichst über ihre Schultern, ihren Nacken, fährst durch ihre Haare, die sich auf dem Laken fächerartig ausbreiten. Mit einem Fuß kickst du die Decken weg, solange du es noch kannst und ihr bleibt im bloßen Hautgeflecht, das wärmt und bald wird es kalt.
Aber jetzt brennen noch die Schweißperlen auf deiner Haut. Nicht weit von euch schlägt ein Blitz ein, es kracht und das macht es noch besser, noch stärker, den Reiz, das Klopfen, das rasselt und prasselt in deiner Brust. Irgendwo zerbrechen Kinderträume wie Schneelandschaften, Stillleben in Glaskugeln rollen und rollen, bis sie Splitter sind. Die Kinder glauben die Welt geht unter, Erwachsene wissen, dass sie morgen noch ist.
Neben euch senkt sich der Tag, neigt sich dem harten Boden zu, auf dem er sich dann legt, auf dem er dann schläft, alleine. Du siehst ihre Augen, die fiebrig leuchten wie die von Göttinnen in schwarzen Kleidern und du siehst sie schweben, schweben in Nächten wie diesen, euch beide Schweben durch feuchte Apokalypsen, durch blickdichte Bilder ohne Rahmen. Deine Augenbrauen ziehen sich hoch und runter, zucken unkontrolliert, deine Mundwinkel ebenfalls. Hoch und runter, hoch runter. Mundwinkel sind beweglich. Beweglicher als ich dachte. Hoch, runter. Ich will nicht darüber nachdenken. Meine Haut ist trocken, eure nass, Meilen trennen mich von meinem Nachbarn, da brennt kein Licht, denn du schaltest es aus. Nur hier brennt über dem Holztisch eine Glühbirne matt und karg, ist kein Blitzlicht, keine Szene, nur permanent. Draußen stürzen verwurzelte Eichen, geraten Gefühle aus ihren Fugen, aus ihren schwülen Zellen.
Ich hätte es wissen müssen. Ich hätte wissen müssen, dass sie kommen, sich überschlagen, euch überschlagen, den Rest zertrampeln. Jetzt küsst du sie, hämmerst mit deinen Fingerkuppen auf ihre Brüste, ich kann es an meinem Fenster hören. Ich kann deine Hände spüren, die ihren Körper massieren, die mein Unkraut jäten im Garten, die jede Pflanze packen und zerreißen, so als hätte sie kein Recht zu leben. Ihr keucht, du atmest kaum noch, sie schlingt sich um dich im freien Fall in den luftleeren Raum. Mein Glas zerbricht. Irgendwo sitzen Kinder und glauben nicht, dass die Welt Bestand hat. Ich weiß, dass sie morgen noch ist.
von Liv Andersson