Von Menschen.
Von Makeln.
Von Monstern.
Denn schließlich ist es ein Lauf.
Ein Wettkampf gegen die Zeit, die es braucht, bis die Stille meinen Körper verschluckt und mein Gehirn vergisst zu atmen.
Es führt zu einem Krieg.
Der Schauplatz inmitten meines Kopfes, sobald tausende Insekten das Innere erkunden. Auf der Suche nach ihrem Feind, der in Wahrheit sie selbst sind. Sie überrennen mein Gehirn, laufen über meine Haut und stechen, bis ich mich schüttele, um mich schlage und schreie, sodass die verbleibende Luft Risse in meine Lunge brennt.
Ein Schrei.
So laut, dass er die Stille der Nacht zerbricht und als aufleuchtende Lichter hinter zugezogenen Vorhängen widerhallt.
Ich sehe es vor mir. Seine schmutzigen Hände, das verschmierte Grinsen und ein verschwitztes Hemd, das nach Dingen riecht, die ich noch nie gesehen hatte. Ich sehe dieses Grinsen und ein Schauer überläuft meinen Rücken. Der Baum gegenüber von mir weht im Sturm und der Staub der Erde wird aufgewirbelt. Über der gespannten Wäscheleine hängen befleckte, ergraute Shirts und zerschlissene Jeans. Ich kann spüren, wie sich mein Magen umdreht, als die Erinnerungen hochkommen. Zitternd renne ich von der Straße ins Haus und schaffe es gerade noch, den Inhalt meines Magens davon abzuhalten, sich über den nackten Fliesen zu verteilen. Am ganzen Körper bebend schaue ich hoch und sehe ein Mädchen, Augen glanzlos und Haut so verblasst, dass man meinen könnte, Risse zu erkennen. Mein Spiegelbild starrt zurück und mit einem Mal spüre ich die Armseligkeit so präsent, dass ich lachen muss. Ein Lachen voller Verbitterung und Angst, ein Lachen, das nur zustande kommt, weil die Tränen schon zu viel gesagt hatten. Und dann erstickt es. Ich greife zu der Bürste, die neben dem Seifenspender liegt und beginne meine Finger zu schrubben. Sie verschwimmen vor meinen Augen, während ich all die Hautstellen von dem Dreck befreie, der sich ständig neu vor meinen Augen bildet. Zurück bleibt rote, abgeschabte Haut, dessen Brennen der beste Schmerz ist, den ich seit Wochen gespürt habe. Außer Atem gehe ich in die Küche und schalte das Licht ein. Ich weiß, dass alles sauber ist. Meine Schwester hat geputzt, weil sie es nicht mag, wenn die Putzfrau es dreckig vorfindet. Dann hat die Putzfrau geputzt, weil es ihr Job ist. Dann habe ich geputzt, um meinen Gedanken keinen Platz zu lassen.
Sie haben gesagt, es definiert mich nicht.
Sie haben gesagt, es wird eine Weile dauern.
Sie haben auch gesagt, es wird besser.
Sie haben nicht gesagt, man behält seine Monster.
Und trotzdem stehe ich hier und putze über Stellen, die schon längst sauber sind.
von Anna Bolln