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"Wir sehen uns dann nächste Woche!", rief der Brotverkäufer ihm noch hinterher.
'Ja, ja. Wunderbar', dachte er, als er dem roten Mantel hinterher sah. Ein wenig tat ihm der Brotverkäufer ja auch leid, er war schließlich ein netter Mensch und verdiente es eigentlich nicht, so behandelt zu werden. Aber Rongo, wie er von den meisten nur genannt wurde, konnte die gute Laune der Menschen im Dezember nicht ab. Auch wenn die Welt nur grau, nass und kalt war, er hatte das Gefühl von Weihnachten. Und dieses Gefühl mochte er gar nicht.
Menschen, die sich an Lichtern erfreuen, am "Fest der Liebe", an der Vorweihnachtszeit. Kinder, die lachend über Weihnachtsmärkte laufen und ihren Eltern dieses und jenes zeigen. Ein Kinderkarussell mit Pferden und Kamelen und anderen weihnachtlichen und nicht weihnachtlichen Tieren. Gebrannte Mandeln und Glühwein. Holzspielzeug. Gewürze. Wolle. Mützen. Schals. Ledertaschen. Stempel. Schmuck. Wo er auch hinsah, überall waren diese Dinge. Und er mittendrin.
Er musste nur noch eine kleine Sache besorgen, dann konnte er endlich nach Hause, weg von all diesen Menschen hier, nach Hause in seine eigene schöne Ruhe, sich in seine rote Lieblingsdecke kuscheln. 

Schriftstellerinnen und Schriftsteller fallen bekanntlich nicht einfach so vom Himmel. Deshalb gibt es hier auf Erden das Schreiblabor – die Prosawerkstatt des Jungen Literaturhauses für schreibtalentierte Jugendliche und junge Erwachsene, die sich literarisch weiterentwickeln möchten.

Am 13. November 2021 startete als überwiegend digitale Prosawerkstatt ein Herbstkurs unter der Leitung der Autorin Mareike Krügel und des Autors Thomas Klupp. Vermittelt wurden Grundlagen des literarischen Schreibens, so zum Beispiel Plot, Perspektive und Personal. Es wurden Texte und Stilmittel diskutiert und raffiniert, über Autorschaft, Genres und Literaturbetrieb gesprochen - und über alles, was eben noch so literarisch relevant ist. Die öffentliche Abschlusspräsentation fand am 5. April 2022 im Eddy-Lübbert-Saal des Literaturhauses statt.

Auf dem Foto(c)Martin Jäschke: Schreiblabor-Gruppe und Mareike Krügel (r.)

Auf dem Schreiblabor-Blog hier präsentieren die Teilnehmenden online ein paar Schreibübungen, Eindrücke und teilweise ihre Abschluss-Texte. Lest selbst!

Das Schreiblabor im Herbst 2021 wurde gefördert von der Kunst- und Literaturstiftung Petra und K.-H. Zillmer, der Hamburgischen Kulturstiftung und der Hamburger Literaturstiftung. Wir danken sehr für die Unterstützung!