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»Kalt« von Kathrine Rüdiger

Ein großes, kaltes Haus und ein zweites großes, kaltes Haus und die beiden Freundinnen je in einem der beiden Häuser. Sie sind zurzeit an verschiedenen Enden des Kontinents, schreiben einander häufig Briefe, vermissen einander und berichten einander von sich.
‘Ich fühle mich so einsam ohne meine Freundin, hier ist niemand, es ist wirklich eisig, ich vermisse dich’
‘Wann kommst du endlich wieder, es fühlt sich wie Ewigkeiten an, seit wir uns zuletzt gesehen haben’
‘Egal, wie viele Streichhölzer ich anzünde, sie gehen aus, bevor ich das Kaminholz stark entflammen kann.’
So geht es weiter, sie vergessen, in ihren Briefen auf die Sätze der anderen einzugehen.
Sie haben selber viel im Kopf, Probleme, Feuer zu machen und sehr große Sehnsucht.
Die großen, kalten Häuser bleiben die großen, kalten Häuser für eine ganze Weile.
Keine Decken, die sie in den hintersten Winkeln der Häuser fanden, helfen.
Auch das Feuerholz tut es, als es dann brennt, nicht genügend. 
Eine bedeutende Frage kommt bei der einen sehr bald auf.
Warum ist sie so weit weg von ihrer Freundin?
Sie muss wirklich schnell zu ihrer Freundin zurück.
Das ist es auch, was sie tut. 
In ihrem Haus umarmen sie sich. 
Und dann merken sie es.
Es war keine Kälte.
Etwas anderes fehlte.
Ihre Freundin.
Freundschaft.

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