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»Gideons Vision« von Lara Horvath

Gideon sah in tausende Gesichter und fragte sich, ob es unter ihnen jemanden gab, der fühlte, was er gerade verspürte. Tausende, rotbeleuchtete Gesichter, die in der Dunkelheit dämonisch wirkten und die mit weit geöffneten Augen, ernst zu ihm hochsahen. Die Farbe wechselte zu einem orange, gelb und von dort zu einem grellgrün, bis die Gesichter blau strahlten. Die bebende Musik wurde leiser und verstummte, an ihre Stelle trat ein hallendes Klatschen, wie prasselnder Regen. Jetzt ist es soweit, dachte Gideon, jetzt wird die Entscheidung fallen, jetzt wird sich alles ändern. Wieder sah er in die verzerrten Gesichter und wusste plötzlich, dass auch sie es wussten. Es könnte sich alles ändern und er würde heute Nacht in die Geschichte eingehen. Aber wenn er verlor, war Gideon nur ein weiterer Mann, der gescheitert war. Nichts, rein gar nichts, würde sich dann ändern, er würde alle enttäuschen. Er hatte es bis hierhergeschafft und würde es noch weiter schaffen. Die Frau mit den bunten Nägeln griff in die Schale. Sie sah durch ihre federartigen Wimpern auf den Umschlag. Die blauen Gesichter verzogen sich zu neugierigen Grimassen. Sie öffnete ihn, ihre Augen wurden groß. Sie lehnte sich vor, Gideon zurück. Ihre Lippen ans Mikrophon gepresst. Gideons vor Glück bebend. Hatte er gewonnen? Hallendes Klatschen. Regen.

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